Das Musikgeschäft in Koblenz

 

 

Albin hatte seinen neuen Wohnort nicht schlecht gewählt, denn er fand bei den damals kaiserlichen Regimentern mit seinen Instrumenten reges Interesse. Er baute Blasinstrumente, aber auch die damals sehr beliebten und kostbaren Schellenbäume. Trotz der späteren Kriegswirren ist einer seiner Schellenbäume erhalten geblieben und befindet sich heute bei einem Sammler (Koblenzer Rhein-Zeitung vom 2.2.1967).

 

1873 wird Albin Baumgärtel zum ersten Mal im Adressbuch der Stadt Coblenz, S.67, unter der Adresse Casinostraße 1 als Musikinstrumentenmacher aufgeführt. Es erfolgte aber noch kein Eintrag unter der dortigen Rubrik "Geschäfts- und Gewerbetreibende". Das Ehepaar wohnte hier zur Miete, Eigentümer des Hauses waren laut Adressbuch die Geschwister Markoffer. Nach Neunummerierung durch die Stadt erhielt das Haus ab Mai 1879 die Nummer Casinostraße "4".  Jetzt muss Albin hier ein Geschäft mit Werkstätte gehabt haben:

                                                                      aus: Situationsplan der Stadt Coblenz, 1888 (Quelle: Stadtverwaltung Koblenz)

 

 

Pfeil auf Casinostr. Nr.4

 

Sein umfangreiches Verkaufssortiment sowie Angebot von Reparaturausführungen kann man dem folgenden Aufkleber entnehmen:

 

 

1876 eröffnet seine Ehefrau Clara hier eine Weißwarenhandlung. Im Handelsregister Coblenz, Ausgabe 1879, S. 289, findet diese erstmals ihre Erwähnung. 1888 baut Albin auf dem letzten unbebauten Grundstück in der Schloßstraße 49 ein Wohn- und Geschäftshaus. Hier eröffnen sie nach Ihrem Umzug ein Textil- sowie ein Musikaliengeschäft  im Erdgeschoß. In der Ausgabe von 1889 wird im Adressbuch der Stadt Coblenz bereits die neue Adresse aufgeführt. Auch die Straßenangabe im Aufkleber wird aktualisiert: 

 

mit Hinweis auf neue Adresse! (Schreibweise !!!)

  

 

 Inserat in der Fest-Zeitung zum Mittelrheinischen Turnfest in Coblenz, 1890, S. 10 (bereits mit neuer Adresse "Schloßstr.49"):   

                          

                                                                                                                                  

 

  

 Briefverschlussmarke

 

Das 1888 gebaute Wohn- und Geschäftshaus in der Schloßstraße 49  mit den Geschäftsräumen im Erdgeschoss:

 

                                                                                   1940

 

Der Instrumenten- und Musikalienhandel wurde bereits vor seinem Tod am 11.10.1929  aufgegeben. Seit 1925 erfolgte keine jährliche Eintragung mehr im Adressbuch. Albin starb im Alter von 86 Jahren. 

                                                              

Nach dem Ableben von Albin Baumgärtel 1929 wird die Schloßstraße 49 von den Erben August und Hedwig Bürckbüchler (Tochter von Albin) renoviert, die Räumlichkeit des Musikgeschäftes werden in den Umbau des weiterhin bestehenden und von Hedwig Bürckbüchler nach dem Tod ihrer Mutter (1916) geführten Kinderwarengeschäftes integriert.

 

 

 

Wo war das denn ????

 

Unser Familienrätsel !!

 

Es muss  zusätzlich noch nach 1900 für eine kurze Zeit eine "Musik Instrumenten  / Reparatur Werkstätte" existiert haben. Hier ein Bild eines Hauses mit Inschrift "1900" . Albin Baumgärtel steht am Eingang. Wie heißt die Straße (definitiv nicht Casinostraße bzw. Schloßstraße)? Das Haus ist zu verkaufen (siehe Schild links im 1. Stock).

 

Frank Girmann von der Koblenzer Rhein Zeitung, Redaktionsarchiv –historische Bilder würde „bei reiner Betrachtung der Aufnahme nicht unbedingt auf den Raum Koblenz tippen, da die abgebildeten Hausdächer mit sog. Biberschwanz-Dachziegeln gedeckt sind. Diese Deck-Art ist hier im Mitterhein-Gebiet eher selten und untypisch. Biberschwanz-Ziegeldächer werden vor allem im (heutigen) Raum Baden-Württemberg/Südhessen sowie im Süden von Rheinland-Pfalz angetroffen, also ab Mainz/Nahe abwärts“ (GIRMANN, Frank).

Für Koblenz spricht die erforderliche Nähe der Reparaturwerkstätte zum weiterhin seit 1889 existierenden Geschäft in der Schloßstraße 49.

 

Nachbarhaus: Spuren von Hochwasser?  Gaslaterne hinten mit Plakette .

 

Wer hilft unser Familienrätsel zu lösen?

 

 

 

 

Diese Baumgärtel-Klarinette gelangte 1942 in das Kölner Stadtmuseum, als die Musikinstrumentensammlung des Bonner Sammlers Adolf Paulus erworben wurde. Auf dem Instrument befindet sich eine Brandmarke „Baumgärtel, Coblenz“. Lt. Kataloghinweis des Kölner Stadtmuseums ist „Albin Baumgärtel erstmals 1873 in Koblenzer Adressbücher verzeichnet. Er lebte in der Casinostraße 4 und als Beruf ist Musikinstrumentenmacher angegeben. (Lit.: Die Musikinstrumentensammlung des Kölnischen Stadtmuseums, bearb. von Helmut Hoyler, Köln 1993, S. 203, Kat.-Nr.232, Abb. S. 202).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die handschriftliche Angabe " 1850" ist nicht korrekt. Albin war in diesem angegebenen Jahr erst 7 Jahre alt!

 

       Schellenbaum von 1874 bis 1902


Quellen:

BÜRCKBÜCHLER, Achim - Privatarchiv

Rhein-Zeitung Koblenz -  Ausgabe 2.2.1967

GIRMANN, Frank - Archivar Rhein Zeitung Koblenz

Stadtarchiv Koblenz - Adressbücher und Handelsregister

HOYLER, Helmut - Die Musiksammlung des Kölnischen Stadtmuseums, Köln 1993, S.203, Kat.-Nr.232, Abb.S.202

Stadtverwaltung Koblenz - Situationsplan der Stadt Coblenz, 1888